Den Wecker hatten wir uns vorsichtshalber mal auf 07:00 Uhr gestellt, obwohl wir mit dem aufstehen wegen des Jetlags keine Probleme haben sollten. (7:00 Uhr in Island = 9:00 Uhr in Deutschland).
Weit gefehlt, der Wecker riß uns aus tiefstem Schlaf, denn wir konnten aufgrund des Sturms lange nicht einschlafen, so hatten wir das im vergangenen Jahr nicht erlebt. Wir wußten bis jetzt nicht, dass es doch noch eine Steigerung gibt.
Da wir unser Zimmer wieder im 1. Stock, direkt unter dem Dach hatten, hörte sich der Regen an, als ob er mit Kübeln auf das Dach geklatscht wird und der Wind donnerte die Tropfen wie wildgeworden gegen die Scheiben. Es ratterte und brummte und pfiff, keine Ahnung wie ich das beschreiben könnte... wie im U-Bahnhof wenn der Zug einfährt vielleicht....
Der Gemütlichkeit und der wohligen Wärme unserer Unterkunft hat es keinen Abruch getan, aber wir konnten halt nicht einschlafen, obwohl wir ganz schön müde waren. Draußen wurde es außerdem auch schon wieder hell. Ich habe nur noch irgendwann wahrgenommen, dass der Wind und Regen nachläßt und da ging auch schon der Wecker an.
Augen auf und aus dem Fenster geblickt: Upps? Trocken und kein Wind, der erste richtige Tag hier fängt ja vielversprechend an, super! Das help yourself Frühstück hatten wir noch gut in Erinnerung und haben es auch wieder richtig genossen. Wir haben festgestellt, dass der Skyr hier doch anders schmeckt wie der, den wir bei uns in Deutschland inzwischen kaufen können, auch wenn der Becher gleich aussieht, hier ist er viel cremiger.
Unsere Route in diesem Jahr haben wir im Uhrzeigersinn vorgesehen und das Endziel für heute liegt in Vegamot/Borganes im Hotel Rjukandi. Die 41 bringt uns durch/an Reykjavik vorbei bis zur Ringstrasse (1) und die 54 dann Richtung Sneafellsness bis zu dem Abzweig zur 56, dort liegt unsere Unterkunft.
Gegen 9:30 Uhr setzen wir uns auf die Straße und freuen uns bei 8°C über strahlenden Sonnenschein, die Bewölkung ist unterschiedlich, weiße puffy clouds hier wo noch die Sonne scheint und etwas grauer unterschiedlich stark gefärbter Himmel, dort wo wir hin wollen. Wetter?? Gibt es hier nicht so richtig, es ist von allem etwas, wir freuen uns auf jeden Fall, dass es trocken ist und genießen es gen Norden erst mal durch unsere gelieben Lavafelder zu fahren bis wir an Reykjavik vorbei sind.
Die Felder sind, wie man am Bewuchs erkennen kann unterschiedlich alt und zeigen sich in verschiedenen Farben. Zu dieser Jahreszeit ist das Gras teisweise gar nicht so grün, wie wir es im vergangenen September erlebt haben, es ist teilweise strohfarbig, golden und sieht verdorrt aus, dabei kann das hier ja gar nicht passieren. Wahrscheinlich hat bis vor kurzem hier noch Schnee draufgelegen. Die Farben, helle Grün- und Goldtöne heben sich traumhaft von dem dunklen Untergrund ab und lassen die Landschaft im wahrsten Sinn des Wortes in einem besonderen Licht erscheinen.
Unser Weg führt uns in Küstennähe nach Norden und um Zeit zu sparen, fahren wir dann auch mal für knapp 6 km durch einen mautpflichtigen Tunnel, um nicht einen Umweg von 50 km auf uns nehmen zu müssen. Dieser Tunnel ist 3750 m lang unter dem Hvalfjördur (Walfjord) und liegt bis zu 165 m unter dem Meeresspiegel. Ujiii – komisches Gefühl – aber man fährt ja auch in Hamburg durch den Elbtunnel oder in Frankfurt mit der U-Bahn unter dem Main durch.
In Borganes (Felsenhalbinsel) machen wir unseren ersten Halt, bzw. zuerst gegenüber von Borganes bevor man über eine Brücke fährt.
Es ist so, wie über die Keys in Florida zu fahren, nur halt viel viel kürzer. Direkt hinter der Brücke sind wir links nach Downtown Borganes abgebogen und haben uns ein wenig die Füße vertreten. Ein paar Straßenzüge mit bunten, schönen, adretten Häuschen, malerisch in Wassernähe gelegen, laden zum flanieren und längeren Verweilen ein, dem wir gerne Folge geleistet hätten, wenn es etwas wärmer wie 8°C trotz Sonnenschein gewesen wäre. Die auf einem Hügel stehende Kirche stammt von 1959.
In Borganes selbst verlassen wir die 1, die Ringstrasse und nehmen die 54. Wir fahren am Langarfoss vorbei, den wir nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen haben, aber wir kommen ja morgen nochmal hier vorbei.
Eldborg, ein Krater, sehr ebenmäßig geformt, präsentiert sich uns im schönsten Gegenlicht. Er liegt im Lavafeld Eldborgarhraun und soll vor 5000 Jahren das letzte Mal ausgebrochen sein.
Dann kommen wir schon bald am Gerduberg vorbei, der aus Basaltsäulen besteht, die einen Umfang bis zu 10m haben sollen, er leuchtet wundervoll im Sonnenlicht. In diesem Jahr haben wir jedoch keinen näheren Ausflug dorthin geplant.
Am nächsten Abzweig zur 56, liegt unser vorgebuchtes Hotel und wir haben Glück, es ist erst 14:00 Uhr und wir dürfen schon einchecken. Zuerst haben wir gedacht, das kann nicht sein, das haben wir nicht gebucht... wie? Das ein Hotel?? oder doch eine Tankstelle? Baustelle?? Aber, nichts ist so wie es scheint – es war vielleicht mal eine Tankstelle, seit nun dem 3. Sommer ist es ein kleines feines Hotelchen mit ganz bezaubernden Zimmern, einem exellenten Service, einem guten Restaurant und einem Cafe mit selbstgebackenem Kuchen. An der Front wurde halt gerade mal auf einem Gerüst gearbeitet.
Ein kleiner Familienbetrieb stellt hier ganz schön was auf die Beine, ganz hervorragend – es gefällt uns sehr gut! Die Einrichtung aus Naturmaterialien gefertigt, das Fleisch von befreundeten Bauern, Forelle aus dem eigenen Teich, die Zimmer haben keine Nummern sondern Namen aus der Natur, wir haben ein Zimmer namens Berg bekommen. Ob das wirklich Zufall war? Berg bedeutet in Island ein Felsen in einem Gebirge.
Wir werden gleich mit einer Karte versorgt, die hier im Snaefellsnessgebiet „geheime“ Points of Interests aufweist – von denen wir auch schon ein paar aufgeschrieben hatten. Na, da trinken wir erst einmal einen wunderbar duftenden Kaffee und essen jeder einen selbstgebackenen Cookie und dann machen wir uns mit der Karte und unseren Kameras auf Erkundungstournee zunächst auf der 54 und dann auf der 574. Noch scheint die Sonne und noch ist es trocken.
Ytri Tunga ist unsere erste Anlaufstelle die wir mit der Erwartung zu 70% Seehunde sehen zu können erreichen, aber die machen wohl gerade alle Urlaub. Keine Seelöwen aber dafür ganz viel richtig große Möwen und Seeschwalben.
Der Strand ist wirklich sehenswert, schwarze Felsbrocken unterschiedlicher Größe, glatt geschliffen auf goldenem Sand. Herrlich anzusehen, nur die inzwischen aufgezogenen Nebelwolken senken sich fast unmerklich und verdecken die Sonne erst wenig und dann komplett. Ganz zart fallen ein paar Tropfen vom Himmel.
Ein paar Kilometer weiter in Budir ebenfalls auf der Südseite der Snaefellsness Halbinsel gibt es eine der ältesten Holzkirchen Islands, die unter Denkmalschutz steht.
Leider regnet es sich so langsam ein und das angrenzende Lavafeld Budahraun macht die Landschaft noch dunkler und düsterer, als es die Wolken vermögen.
Auf das Wetter kann man nicht immer Rücksicht nehmen, wenn man schon mal hier ist, will man ja auch so viel wie möglich sehen und so wollen wir uns eigentlich auch noch den Canyon Raufeldargja ansehen, bzw. mal wenigsten ein paar Schritte hineinsetzen. Wir erreichen hier die Schneegrenze und hätten auch gar nicht die richtige Ausstattung dafür dabei. Man kann einen Weg zur Schlucht laufen und dann über ein paar Steine im Wasser in die Schlucht hinein gehen.
Da es weiterhin heftig regnet und stürmt fahren wir nur noch kurz bis Longdrangar, und sehen den Leuchtturm und die Felsen von weitem an, dann kehren wir um. Es sieht ähnlich aus wie Dyrholaey bei Vik.
Ein ganz hervorragendes Abendessen nehmen wir dann doch im Hotel ein, und draußen ist inzwischen die Regenhölle los, es stürmt und windet und nebelt.
Na gut, dann widmen wir uns der PC Arbeit und unseren e-mails und Fotos.
Wir sind heute 311 Kilometer gefahren und waren knapp 10 Stunden unterwegs.
Route | : | Keflavik bis Vegamot | |
km | : | 311 | |
Unterkunft | : | Hotel Rjukandi | |
Aktivitäten | : | Fahrt über Borganes bis Vegamot und unterwegs im Snaefellsnessgebiet |